Verein Freunde der MITROPA e. V.
Verein Freunde der MITROPA e. V.

WIR ÜBER UNS

Als im Jahre 1940 ein in Görlitz gebauter windschnittiger Speisewagen der Bauart 1189 P in Betrieb genommen wurde, konnte noch niemand ahnen, dass er eimal Ausgangspunkt für die Gründung unseres Vereins würde. Der WRü 1189 P gehörte zu einer Bestellung von 30 Wagen, die von der MITROPA am 11. Oktober 1938 bei der WUMAG (Waggon- und Maschinenbau AG) in Görlitz einschließlich der dazugehörigen Drehgestelle "Görlitz III schwer mit 4. Federung Typ GA VII" in Auftrag gegeben wurden. Die Fahrzeuge erhielten die Wagennummern 1189 bis 1218 P. Die Lauferprobung des Wagens erfolgte am 18. Januar 1940 und die Abnahme am 26 Januar 1940. Leider liegt die Werkstattkarteikarte, die über Einsätze, Laufleistung und Untersuchungen hätte Auskunft geben können, nicht mehr vor.
In den "Akten" taucht der Wagen erst wieder am 10. April 1945 auf, in dem Wagenverteilungsplan der MITROPA: Hier wird er zusammen mit weiteren Speisewagen mit dem Vermerk "Stettin - Stuttgart (Rottweil)" aufgeführt. In der undatierten Aufstellung über Schlaf- und Speisewagen der MITROPA in der US-Zone wird das Fahrzeug als schwer beschädigt aufgeführt.
Die Wiederaufarbeitung erfolgte durch die FAMAS in Salzgitter (einer Interessen-gemeinschaft der LHB und der Fahrzeug- und Maschinenbau GmbH) als erster Umbau durch diese Firma nach dem Krieg. 1958 ließ die Deutsche Schlafwagen- und Speisewagengesellscheft mbH ("DSG" die aus der MITROPA West entstanden war) Faltenbalgübergänge durch Gummiwülste ersetzen, 1960 folgte der Einbau einer Klimaanlage und 1961 der Umbau auf Ölheizung. Die Deutsche Bundesbahn (DB) übernahm dann am 1. Januar 1966 alle DSG-Speisewagen. Die vierstellige Wagennummer wechelte in eine fünfstellig, wobei die letzten drei Stellen erhalten blieben. Der frühere Wagen 1189 P wurde nun 10189 und gehörte zur Bundesbahndirektion (BD) Karlsruhe mit dem Heimatbahnhof Basel Badischer Bahnhof und dem zuständigen Ausbesserungswerk (AW) Frankfurt/Main. Die Bauartenbezeichnung lautete nun WRüg(e) 152. Aber bereits kurze Zeit später erfolgte durch die Kodifizierung nach UIC-Richtlinie eine erneute Umbezeichnung in 51 80 88-46 189-3. Um die Laufleistung zu verbessern bekam der Wagen 1967 Minden-Deutz-Drehgestelle der Bauart 34. Die im Mai 1970 erfolgte Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit auf 160 Stundenkilometer brachte zwangsläufig eine Änderung der Wagennummer in 55 80-86 189-4 mit sich. Das geschah nochmals, als die Heizung im Juli 1970 für 3000V Gleichstrom erweitert wurde. Die Nummer lautete jetzt 51 80 88-80 189-0. Nach seiner sehr wechselvollen Geschichte musterte die BD Karlsruhe den Wagen am 4. Oktober 1971 aus und die Deutsche Bundesbahn schob ihn zunächst aufs Abstellgleis.

Die DSG legte immer großen Wert auf die gründliche und umfassende Ausbildung ihrer Mitarbeiter, zumal diese oftmals aus fremden Berufen kamen. Sie veranstaltete daher in regelmäßigen Abständen Fachkurse für den Service- und Küchenbereich, die unmittelbar am und im Objekt durchgeführt wurden, um die neuen Mitarbeiter auf ihre künftige Tätigkeit als Köche, Kellner oder Stewardessen vorzubereiten. Nach dem Besitzwechsel mußte für die Zeit der Lehrgänge zwangsläufig ein Speisewagen von der DB ausgeliehen werden. Durch den immer knapper werdenden Bestand kam es besonders in den Hochsaisonmonaten zu wachsenden Schwierigkeiten. Der Interessenkonflikt führte 1978 zu Überlegungen der DSG von der DB einen auszumusternden WRüg(e) zu übernehmen und für die Zwecke der Ausbildung umzubauen. 1980 wurde an den Aufsichtsrat der Antrag gestellt dem Erwerb eines von der DB außer Betrieb genommenen Restaurantwagens WRüg(e) 152 zuzustimmen und das Herrichten für Schulungszwecke zu genehmigen. Der Aufsichtsrat stimmte dem Antrag zu. Die Kosten wurden auf 392.000 DM veranschlagt. Die Wahl fiel auf den WRüg(e) 152 mit der Wagennummer 51 80 88-80 168-0. Im Juli 1980 begann der Umbau. Beteiligt waren die Werkstätten Hamburg-Langenfelde und Neuaubing. Es erfolgte der Ausbau der Wirtschaftsräume, eines Teiles des Speiseraumes und der Schalttafeln. Es folgte die Instandsetzung des Wagenkastens, des Daches, der Einstiegstüren, der Fenster und des Fahrgestells sowie eine Neulackierung. Hiernach entsprach die Ausstattung hinsichtlich der Bewitschaftungseinrichtung dem eines modernen Reisezugwagens.

Foto aus dem Vereinsarchiv - Autor unbekannt

Die Präsentation des für Schulungszwecke umgebauten Trainingswagens fand am 11. September 1981 statt. In den folgenden Jahren wurde der Wagen mehrfach umgebaut, um den neuen, veränderten Bedingungen gerecht zu werden. Bald entsprachen aber die Bedingungen nicht mehr den Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung des Personals. Gleichzeitig hielten sich die abzeichnenden konjunkturellen Einflüsse und die grundsätzlich neuen vertraglichen Gegebenheiten zwischen der DB und der DSG die DSG davon ab die weiter vorgesehenen Renovierungen und Umbauten durchzuführen. Mitte der 80er Jahre wurde der Wagen aus dem Betrieb genommen. Was sollte also aus diesem schönen Wagen werden? Es wurde eine Entscheidung zur weiteren Verwendung notwendig. Im Jahr 1996, 80 Jahre nach der Gründung der MITROPA, wurde vom Vorstand ein Rückbau des Speisewagens beschlossen. Ein guter Beschluß! Aber die Durchführung war mit zahlreichen technischen, organisatorischen und vorallem finanziellen Problemen verbunden. Die Herstellung des Originalzustandes war sehr aufwendig und kostenintensiv. Ohne Sponsoren war diese Aufgabe nicht zu bewältigen. Aus steuerrechtlichen Gründen mußte eine gemeinnützige Einrichtung geschaffen werden, die als Mittler zwischen den Sponsoren und dem Vorhaben fungierte. Die an dem Vor-haben Rückbau beteiligten und interesierten Mitarbeiter beschlossen deshalb einen Verein zu gründen, der im Rahmen seiner Gesamtzielstellung alle Aktivitäten zum Rückbau des WR mit Unterstützung des Vorstandes des Unternehmens entwickeln sollte. Und so wurde am 19. November 1996 der "Verein Freunde der MITROPA e. V." gegründet. Die 12 Grüdungsmitgliieder wählten einen Vorstand und beschlossen eine Satzung. Es gelang den Mitgliedern des Vereins durch ihren Einsatz Sach- und andere Leistungen im Wert von ca. 100.000 DM und Barspenden in Höhe von ca. 40.000 DM aufzubringen, die zweckgebunden für den Ausbau und die Aufstellung des Wagens verwendet wurden.

Fotos aus dem Vereinsarchiv - Autor: Thomas Landwehr

Im Sommer 1999 war es dann soweit: Der Traditionswagen WR 1189 P wurde im Hof der Hauptverwaltung der MITROPA  AG in der Michaelkirchstraße aufgestellt. Mit der Wiederherstellung dieses historischen Speisewagens machte die MITROPA deutlich, dass sie bewusst auf positive Traditionen setzte. Damit erinnerte sie an eine gelungene Fahrzeugkonstruktion, die in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Reichsbahn und den deutschen Waggonfabriken entstanden war. 

Unser Foto zeigt die Teilnehmer der Mitgliederversammlung vom 8. Oktober 1999 in Berlin nach der Besichtigung des Traditionswagens WR 1189 P
Fotos: aus dem Archiv des Vereins - Autor unbekannt
Fotos aus dem Vereinsarchiv - Autor unbekannt

Mit der Aufstellung des Wagens wäre die ursprünglich gestellte Aufgabe eigentlich erfüllt gewesen. Die Mitglieder des Verein beschlossen aber sich der Materie der historischen Entwicklung des Schlaf- und Speisewagenwesens weiter zu widmen. Und so konnte im Verlauf der Jahre eine beachtliche und wertvolle Sammlung an Gegenständen und Dokumenten zusammmengetragen werden, die die Entwicklung der wechselvollen Geschichte der rollenden Gastronomie und Hotelerie belegt. Hierzu gehören Ausrüstungsgegenstände, wie Geschirr, Gläser, Bestecke u.ä., Dokumente, wie Dienstvorschriften, Speisekarten und technische Dokumentationen. Mit verschiedenen Teilen aus unserem Fundus haben wir in der Vergangenheit schon oft andere Vereine bei ihren Ausstellungen und Veranstaltungen unterstützt und werden das auch weiterhin tun.

Interessierte können aus unserer Sammlung ausgewählte Teile, die wir doppelt oder mehrfach haben, erwerben. Informieren Sie sich bitte auf der Seite Service. Gleiches gilt, wenn Sie an weiteren Details der Geschichte interessiert sind. Hier halten wir eine Dokumentation bereit.

Übrigens wurde der Traditionswagen WR 1189 P im Jahre 2003 vom Bereich DB Fernverkehr AG übernommen und vor der DBAG Zentrale in Frankfurt am Main aufgestellt. Leider läßt der DB Fernverkehr es an den nötigen Maßnahmen zur Pflege und Werterhaltung des Wagens fehlen.

Nach vielen Verhandlungstagen über den Zeitraum von 2 Jahren ist es der I.G. "Drei Seenbahn", die im Bahnhof Seebrugg im Südschwarzwald tätig ist, im Mai 2021 gelungen den Wagen in Ihren Besitz zu bekommen. Wir haben den Verein bei der Vorbereitung zum Abtransport mit drei Vereinsmitgliedern aktiv in Frankfurt/Main ünterstützt. Der Wagen soll in den nächsten zwei Jahren wieder lauffähig gemacht werden um ihn dann in den historischen Wagenpark der "Der drei Seeenbahn" einzustellen. Bei touristischen Fahrten durch den Schwarzwald und zu stationären Events soll der Wagen nach langer Zeit wieder seinen ursprünglichen Zweck erfüllen. Wir werden weiterhin mit der i.G. in Seebrugg Kontakt halten und bei Bedarf weiter unterstützen.

Fotos aus dem Vereinsarchiv - Autor unbekannt
Fotos: Michael Kutzera

Entsprechend den Zielstellungen unseres Vereins arbeiten wir mit anderen Vereinen zusammen, die sich mit der gleichen oder einer ähnlichen Materie befassen. Auch Autoren von Büchern konnten wir bei ihreren Recherchen mit historischen Dokumenten unterstützen.

In unserem Verein sind gegenwärtig 35 Mitglieder organisiert. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufs- und Altersgruppen. Natürlich waren viele Mitglieder früher beruflich mit der MITROPA verbunden. Unser Problem iist die Altersstruktur unserer Mitglieder. So sind wir sehr daran interessiert neue "junge" Mitstreiter zu gewinnen. Wie jeder gemeinnützige Verein finanzieren wir uns selbst: aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, dem Verkauf der schon erwähnten Gegenstände und Dokumentationen sowie der Bewirtschaftung eines Speisewagens den uns die "Dampflokfreunde Berlin" anläßlich Ihrer Eisenbahnfeste seit vielen Jahren zur Verfügung stellt.

Alle Einnahmen werden entsprechend den Festlegungen in unserer Satzung ausschließlich für die Aufrechterheltung und Weiterentwicklung des Verein verwendet.

Wenn Sie wie wir der Meinung sind, dass es eine gute Sache ist die Tradition der Schlaf- und Speisewagengastronomie und darunter insbesondere die der MITROPA zu bewahren und unsere Arbeit unterstützen wollen, würden wir uns über eine Spende sehr freuen.

Unsere Bankverbindung finden Sie auf den Seiten Service und Impressum!

Für Ihre Spende stellen wir Ihnen gerne eine Spendenquittung aus.

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