In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Schlaf- und Speisewagenbetrieb in Deutschland durch die 1876 gegründete Internationale Schlafwagengesellschaft (ISG) mit Sitz in Brüssel
beherrscht.
Im Dezember 1896 kam es zur Gründung einer Tochtergesellschaft der Deutschen Eisenbahn-Speisewagen-Gesellschaft (DESG). Es gab noch weitere Unternehmen, die jedoch nur regionale Bedeutung hatten. Den
Schlafwagenbetrieb teilten sich in dieser Zeit die ISG und die preußisch-hessische Eisenbahnverwaltung, die über ihr Gebiet hinaus Schlafwagen in eigener Regie betrieb. Im Zuge des Ersten Weltkriegs
beschäftigten sich schnell auch Regierungsstellen mit der Tatsache, dass ein belgisch-französisches Unternehmen in Deutschland, Österreich und Ungarn Schlaf- und Speisewagen unterhielt. Bereits 1915
verfasste der Preußische Minister für öf-fentliche Arbeit eine Denkschrift "betreffend der Verdrängung der Internationalen Schlafwagen-Gesellschaft aus Deutschland und Österreich-Ungarn". Außer der
Bayerischen Staatsbahn, die damals schon um den Tourismus und die damit verbundenen Einnahmen fürchtete, fanden die Überlegungen bei allen anderen Länderbahnen Zustimmung. Ein solches Vorhaben
war jedoch nur im Einverneh- nehmen mit Österreich-Ungarn zu realisieren. Die beteiligten Bahnverwaltungen der Länder kamen überein, dass der neuen Gesellschaft das ausschließliche Recht zum Betrieb
von Schlaf- und Speisewagen zu übertragen ist.
Die Gesellschaft wurde am 24. November 1916 als Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen Aktiengesellschaft gegründet. Ziel war es, die Dominanz der französisch-belgischen Internationalen Schlafwagengesellschaft (CIWL/ISG) einzuschränken. Begründer der MITROPA waren u. a. Eisenbahnverwaltungen aus Deutschland, Österreich und Ungarn unter der Beteiligung von Banken. Dem Aufsichtsrat gehörten außer den Staatsbahnverwaltungen, Vertreter von Banken (ohne die ging auch damals schon nichts!) sowie der Norddeutschen Lloyd und der Hamburg-Amerika-Linie an. Die regionalen Schlafwagenbetriebe gingen in dem neuen Unternehmen auf. Mit 5 Millionen Mark Stammkapital startete das neue Unternehmen den Geschäftsbetrieb. Mit der Aufnahme des Geschäftsbetriebs erhielt die Gesellschaft das Monopol zum Betrieb von Speise- und Schlafwagen in den drei Ländern bis zum 1. Oktober 1946. Anfangs benutzte man die Abkürzung MSG. Erst später bürgerte sich der Name MITROPA ein. In einem Vertrag wurde vereinbart, dass die MITROPA die Speise- und Schlafwagenkurse in Deutschland und in den besetzten Gebieten sowie die vorhandenen Wagen, die Vorräte an Lebensmitteln, Getränken und Rauchwaren und auch das Personal der ISG und der schon bestehenden deutschen Schlaf- und Speisewagengesellschaften übernimmt. Aus heutiger Sicht kann dieser Vertrag nur als Diktat betrachtet werden.
Ab 1916 übernahm die MITROPA auch die Bewirtschaftung des sogenannten Balkanzuges. Der Zug war als Gegenstück zum Orientexpress gedacht und fuhr zweimal in der Woche u. a. von Berlin über Budapest, Belgrad und Sofia nach Konstantinopel. Der Zug führte Schlaf- und Speisewagen sowie Wagen der 1. und 2. Klasse mit sich. Um die Herkunft eingereihter Teakholzwagen der ISG zu ver-schleiern, wurden die Embleme mit einer Tafel abge- deckt. Nach der Kapitulation der Mittelmächte wurde der Betrieb des Zuges eingestellt. Der Versailler Vertrag schränkte nunmehr die Betriebsführung der MITROPA erheblich ein. Die ISG führte 20 Prozesse gegen die Reichsbahn und das Deutsche Reich vor einem Schiedsgericht. Ziel der ISG war es die alten Verträge wieder herzustellen. Ferner wurden hohe Schadensersatzansprüche gestellt sowie die Herausgabe der von der MITROPA übernommenen Wagen gefordert. Das Gebiet der MITROPA wurde durch Verträge mit der ISG stark eingeschränkt und wieder auf Deutschland und Österreich beschränkt. Alle Transitzüge wurden entsprechend einer Regelung im Artikel 367 des Versailler Vertrages durch die ISG bewirtschaftet. 1921 wurde aus Sicherheitsgründen eine 40%ige Beteiligung mit der Great Easter Railway Co., London am Kapital der MITROPA vereinbart. Die Beteiligung wurde in eine eng- lisch-kanadische Gruppe in Genf eingebracht, an der die MITROPA nun mit 20% beteiligt war. Damit sollten die alten Kozessionen der MITROPA im Ausland gesichert werden und noch wichtiger: Die angestebte 51%ige Beteiligung der ISG an der MITROPA wurde verhindert.
Am 10 Januar 1925 endeten die im Versailler Vertrag geregeten Vorrechte der ISG. Nun hätte die MITROPA mit der ISG eine Vereinbarung über den Betrieb im Mono-polgebiet der jeweils anderen Gesellschaft schließen können. Dazu kam es jedoch nicht. Die DSG verhandelte direkt mit der Deutschen Reichsbahn bzw. der neu gegründeten Deutschen Reichsbahngesellschaft, deren Aufsichtsrat wiederum mit Vertretern der Alliierten besetzt war. Erst später wurde auch die MITROPA an den Verhandlungen beteiligt. Wieder einmal wurde ein Vertrag zwischen der MITROPA und der ISG geschlossen, der am 23. April ratifiziert wurde. Die ISG erhielt darin weiterhin das Recht auf Bewirtschaftung von Transitzügen durch Deutschland. Der MITROPA wurde im Gegenzug die Bedienung von Zügen zwischen Deutschland, dem Saarland und Danzig sowie zu bestimmten Zielen in Österreich, der Schweiz, Skandinavien, Böhmen und Holland gestattet. Der Vertrag sollte zunächst bis 1934 gelten. Ab 1928 betrieb die MITROPA auch Speisewagen auf der Berninabahn und der Rhätischen Bahn, so konnten auch die Fahrgäste zwischen Chur und St. Moritz bei der MITROPA essen und trinken.
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In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen begann die Gesellschaft auch weitere Geschäftsfelder zu übernehmen. So wurde der Restaurationsbetrieb auf den Schiffen der Donau - Dampfschifffahrtsgesellschaft und die Fähren der Strecke Sassnitz - Trelleborg betrieben. Auch die gastronomische Versorgung in den Flugzeugen der noch jungen Lufthansa wurde von der MITROPA ausgeführt. Die MITROPA sorgte nicht nur für die Speisen und Getränke sondern stellte auch die Ausrüstung. Statt der heute üblichen Stewardessen kam der Kellner von der MITROPA. Die Flugreise steckte noch in den Kinderschuhen und musste ihre eigene Form noch finden.
Es begann eine Epoche der guten wirtschaftlichen Entwicklung. Hoher Qualitätsstandard der Fahrzeuge und der ausgezeichnete Service trugen dazu bei. Ab dem Jahr 1923 beschaffte die
MITROPA neue Wagen - 20 Schlafwagen wurden in Dienst gestellt. 1928 waren es sogar 68 und 40 Speisewagen.
Die Wagen erhielten ab 1927/28 erstmals den bordeaux- roten Anstrich sowie das typische MITROPA - Emblem. Entworfen hatte die typische Schrift und das Emblem der Gebrauchsgrafiker
Karl Schulpig (1884 -1948).
Schon auf dem Bahnsteig konnte der Fahrgast für eine Reichsmark die MITROPA - Kissen anmieten, die in Papiertüten erhältlich waren. Kleinigkeiten, die jedoch zum guten Ruf des Unternehmens beitrugen. 1928 kam für die MITROPA die Bewirtschaftung des legendären "Rheingolds" hinzu, der neue Maßstäbe in Luxus und Komfort setzte. Die speziell konstruierten schweren Pullmannwagen boten ein Reiseerlebnis der Sonderklasse. Jeder 2. Wagen war mit einer Küche ausgestattet, es gab keine Speisewagen, der Gast wurde am Sitzplatz bewirtet. Die komfortab-len Salonwagen waren mit kleinen Tischen und Lampen ausgestattet. Der Zug war mit seiner Route entlang der Rheinstrecke von Amsterdam nach Basel ein absolutes "Muss" für viele Fahrgäste aus Deutschland und die DRG und die MITROPA warben kräftig dafür. Der exquisite Luxuszug konnte sich aber auch von innen und außen sehen lassen: Die Salonwagen zeichneten sich durch ihren violett-cremefarbenen Anstrich und durch die vergoldeten Aufschriften aus, während im Innenraum der 1. Klasse kein Wagen dem anderen glich, Möbel und Teppiche unterschieden sich in Form und Farbe.
Blick in den Salon-Wagen 1. Klasse mit seinen schweren Gobelin-Klub-sesseln im Rheingold-Express
Die weiteren Expansionsüberlegungen der MITROPA zum Ende der 1920er Jahre wurden ausgerechnet durch die DRG, die die Aktienmehrheit besaß, verhindert. Per Weisung untersagte sie jede Ausweitung der Geschäfte auf den osteuropäischen Raum wie z. B. Polen, Rußland und Jugoslawien. Die Arbeit in Österreich, Ungarn, Schweiz und Holland blieb davon jedoch unberührt.
Februar 1932: Eine Neuerung bei der deutschen MITROPA-Schlafwagengesellschaft: Betten frei, ein erleutetes weithin sichtberes Schild am Schlaf-wagen, in welchem noch Betten für das Publikum frei sind.
Nach der Machtübernahme durch die Nazionalsozialisten musste auch die MITROPA ihren Beitrag zur Propaganda leisten. Der Höhepunkt kam mit den Olympischen Spielen 1936 in deren Folge die MITROPA 1.775 Sonderzüge bewirtschaftete.
Im Jahr 1939 fuhren täglich 244 Schlaf- und 298 Speisewagen. Die Verträge mit der ISG wurden außer Kraft gesetzt und eine Reihe von Schlaf- und Speisewagen mußten an die Wehrmacht abgegeben werden. Die Schlafwagenkurse von Berlin aus waren ständig überbelegt. Ab 1943 wurde die Schlafwagenbenutzung auf Anordnung des Verkehrsministeriums nur noch für kriegswichtige Reisen zugelassen. In den Speisewagen wurden für den Verzehr Lebensmittelkarten notwendig. Zwischen 1939 und 1944 übernahm die MITROPA die Bewirtschaftung der Bahn-hofsgaststätten in Königsberg, Posen, Kattowitz, Thorn, Krakau und Warschau. Mit dem Sommerfahrplan 1941 kamen Schlafwagenkurse nach Rumänien und später nach Griechenland dazu. Diese Erweiterungen konnten aber nicht über den allgegenwärtigen Mangel an Material, Lebensmitteln und Mitarbeitern hinwegtäuschen. So befanden sich 1944 über 2.300 Mitarbeiter bei der Wehrmacht. Die Fahrzeugverluste durch Bomben- und Fliegerangriffe beliefen sich 1944 auf ca. 2,27 Millioinen Reichsmark. Bei Kriegsende waren die Wagen der MITROPA in alle Länder versteut. Um den Angriffen der Roten Armee zu entkommen verlegte man die Direktionsverwaltung im April 1944 in einem schnell zusammengestellten Speise- und Schlafwagenzug von 14 Wagen aus Berlin über Ratekau und Bad Segeberg nach Hamburg. Der satzungsgemäße Sitz der MITROPA blieb jedoch Berlin.
In der Folge des Zweiten Weltkrieges und der Teilung Deutschlands wurde auch die MITROPA geteilt. Aufsichtsrat und Vorstand in Hamburg versuchten zwar noch die Leitung zu
behalten, aufgrund ihrer politischen Vergangenheit war dies jedoch nicht mehr möglich. Aus der Direktion West der MITROPA AG ging die Deutsche Schlafwagen- und
Speisewagengesellschaft (DSG) hervor, die die Schlaf- und Speisewagen der Deutschen Bundesbahn in der BRD bewirtschaftete.
Am 22. Mai 1945 wurde die MITROPA durch den Oberbuchhalter Reisch, der zwar keine Prokura aber eine Handelsvollmacht besaß, formgerecht beim Magistrat der Stadt Berlin
angemeldet. Am 23. Mai 1945 meldeten die Schlafwagenschaffner Witzke und Inzinger die MITROPA AG beim Wirtschaftsamt Berlin-Mitte beim Bezirksbürgermeister III in der Dorothenstraße
an und Witzke übernahm am 24. Mai 1945 kommissarisch die Leitung des Unternehmens. Sitz des Unternehmens war unverändert das Direktionsgebäude in der Universitätsstraße 2/3a.
Durch eine Vollmacht vom 27. Juli 1945 des damaligen Generaldirektors der Deutschen Reichsbahn Dr. Apel wurde Dr. Kieschke zum kommissarischen Leiter der MITROPA bestellt. Dr. Kieschke, von 1926
bis 1942 Vorsitzender des Vorstandes der MITROPA, war zwar ehemaliges Mitglied der NSDAP, aber da es um einen schnellen Wiederaufbau ging, wurde die fachliche Qualifikation
in den Mittelpunkt gestellt. Und das nicht nur in der Sowjetischen Besatzungszone. Dr.Ing. Erich Leicher, mit 36 Jahren Chef des technischen Dienstes der MITROPA und ab 1942 Mitglied des
Vorstandes und stellvertrtender Direktor, wurde Leiter der MITROPA - Betriebe in der britischen Zone. Als sich 1950 aus der abgespaltenen "MITROPA- Direktion West"
zusammen mit der Hamburger Speisewagengesellschaft die DSG bildete, wurde er einer der zwei Geschäftsführer. Die MITROPA besaß nach Kriegsende noch einige Schlaf- und Speisewagen, von denen sich die
größte Anzahl in den westlichen Besatzungszonen befanden. Dem allgemeinen Trend folgend wurde alles Verwertbare vor den anrückenden sowjetischen Truppen aus dem östlichen Teil Deutschlands abgezogen.
Wie bereits erwähnt wurde durch die MITROPA im April 1945 ein Teil an Werten und wichtigen Unterlagen nach Bad Seegeberg/ Holstein ausgelagert. Kurze Zeit später folgte ein kompletter Zug mit
leitenden Mitarbeitern, Wertgegenständen, weiteren Unterlagen und Genussmitteln. Die verbliebenen Wagen wurden überwiegend von den Reichsbahndienststellen und den Besatzungsmächten genutzt. Ebenso
das in den Wagen und Lägern befindliche Inventar, wie Wäsche, Geschirr und Zubehör.
Zu dieser Zeit befanden sich im Besitz der MITROPA:
- Grundstücke in Berlin und anderen deutschen Städten sowie in Holland und in Wien,
- fünf Speisewagen bei der Rhätischen Bahn in der Schweiz - Reparaturwerke in Gotha und Falkensee (welches später völlig demontiert wurde)
- eine große Kellerei in Traben /Trarbach
- das Geschäftshaus in der Universitätsstraße in Berlin - eine große Wäscherei in
Berlin-Hohenschönhausen und eine in Hamburg/Altona
- erhebliche Vermögens- und Vertragswerte im In- und Ausland,
- eine Reihe von Bahnhofswirtschaften und Flughafenrestaurants,
- über 75 % ihrer Tochtergesellschaft "Elite"-Autofahrt GmbH in Berlin,
- MITROPA - Abteilungen in Hamburg/Altona, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und München
- Abteilungen in Köln und Frankfurt am Main auf eigenen Grundstücken
Die Deutsche Revisions- und Treuhand-Aktiengesellschaft Berlin stellte in ihrer Eröffnungsbilanz im Mai 1945 ein Gesamtvermögen in Höhe von etwa 6,5 Millionen Reichsmark fest. Durch den Krieg
verlor die MITROPA somit 83,7 % ihres Vermögens durch die entstandenen Wertminderungen und Verluste. Von den festgestellten ca. 6,5 Millionen befanden sich lediglich 2,1 Million
RM auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone, die anderen 4,5 Millionenin den westlichen Besatzungszonen. Später stellte sich heraus, dass die Werte bezogen auf die sowjetische Zone stimmten
aber das Gesamtvermögen wesentlich höher gewesen sein muß. Allein nur für die britische Zone betrug nach deren Hauptbuch die Eröffnungsbilanz vom Mai 1945 5,2 Mio RM und fünf Monate später erfolgte
eine Korrektur auf 10,4 Mio RM.
Mit der Unterzeichnung der bedingunglosen Kapitulation endete der Zweite Weltkrieg und hinterließ erhebliche Zerstörungen natürlich auch im Verkehrswesen. Allein im östlichen Teil Deutschlands waren
zwei Drittel der Werkstattgebäude von Reichsbahnausbesserungswerken und Hauptwerkstätten zerstört oder schwer beschädigt - genau wie 56 % der Lokomotiven und 59 % der Personenwagen. Natürlich war
auch die MITROPA betroffen. Von den 1944 vorhandenen 596 Schlaf- und Speisewagen befand sich bei Kriegsende der größte Teil im westlichen Teil Deutschlands. In der sowjetischen Zone
verblieben 108 Fahrzeuge, wovon 70 lediglich als sogenannte "Merkposten" aufgeführt wurden (nur auf dem Papier vorhanden). Von den tatsächlich vorhandenen 38 Wagen waren nur 4 Schlafwagen und 28
Speisewagen voll oder beschränkt einsetzbar. Hinzu kamen die Reparatiosleistungen an die Siegermächte, die bekanntlich in den Besatzungszonen sehr unterschiedlich verliefen. Während in den
Westzonen ca. 5 % des Industriepotentials verloren ging, waren es im Osten ca. 40 %. So verlief auch der Wiederaufbau der MITROPA enorm unterschiedlich.
1949 *Am 1. Oktober eröffnet die MITROPA eine Bahnhofsgaststätte in Halle Hbf.
1950 *Der erste Schlafwagen rollt im grenzüberschreitenden Verkehr nach Prag
1951 *Die MITROPA übernimmt die Bewirtschaftung des ersten Speisewagenlaufs nach Brest
*Der erste Schlafwagen verkehrt nach Bukarest
1952 *Die MITROPA übernimmt 10 weitere Bahnhofsgaststätten und bewirtschaftet damit 34 der größten Bahnhofsgaststätten
1953 *Auf den ersten Schiffen der Weißen Flotte wird die Bewirtschaftung übernommen (ab dem 1.9.1954 für alle Schiffe in Berlin)
1954 *Der Bahnhof Berlin-Friedrichstraße erhält ein MITROPA - Cafe
*Auf den von der MITROPA bewirtschafteten Bahnhöfen übernimmt das Unternehmen die HO-Kioske (Handels-Organisation)
1955 *Die MITROPA richtet eine Silberwerkstatt ein
1956 *Die MITROPA - Kioske werden standardisiert *Die
MITROPA übernimmt die Bewirtschaftung der Schiffe der Weißen Flotte in Dresden
1957 *In Meinigen wird die erste Selbstbedienungsgaststätte der MITROPA eröffnet
1958 *Die Bewirtschaftung der Flughäfen Berlin Schönefeld, Erfurt-Bindersleben und Barth wird Übernommen
1959 *Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz) Hbf. erhält eine Selbstbedienungsgaststätte
*Ab dem 6. Juli bewirtschaftet die MITROPA das Eisenbahn- Fährschiff "Saßnitz", später auch die "Warnemünde"
1960 *Halle Hbf. erhält eine Selbstbedienungsgaststätte
1961 *Die MITROPA übernimmt die Autobahnraststätten, in den Hauptbahnhöfen von Gera, Rostock, Frankfurt/Oder,
Schwerin, Magdeburg und Berlin-Ostbahnhof werden SB- Gaststätten eingerichtet
*Im Reparaturwerk Gotha wird die Produktion von Typenkiosken
aufgenommen, acht werden eingesetzt
1962 *Es werden 26 neue Typenkioske eingesetzt *In
Berlin-Schönefeld werden das neue Flughafenrestaurant und das Hotel in Betrieb genommen
*Innerhalb des Raststättennetzes an den Autobahnen wird in Freienhufen die erste Selbstbedienungsgaststätte eröffnet
*Am 26. Februar wird die Intershop GmbH gegründet - es werden fünf
Verkaufsstellen eröffnet (Verkauf nur gegen frei konvertierbare Währungen)
*Im Pionierpark in Berlin wird eine MITROPA - Kindergaststätte eröffnet
1963 *Die MITROPA übernimmt die Bewirtschaftung des Eisenbahnfährschiffes "Warnemünde" und den TOUREX (Touristenzug des DDR Reisebüros von Dresden nach Varna (Bulgarien)) *In Berlin-Treptow wird eine Vorküche in Betrieb genommen *Karl-Marx-Stadt erhält eine Biertankanlage *Der Autobahnrasthof Magdeburg-Börde wird eröffnet 1964 *Bei den Raststätten Michendorf und Dresden- Stetsch werden Erweiterungsbauten vorgenommen *In Draschwitz wird ein Zentrallager eingerichtet *Dresden Hauptbahnhof erhält eine SB-Gaststätte
1965 *Das Hotel "Hermsdorfer Kreuz" wird rekonstruiert *Die Läden der Ost- und der Westhalle
im Leipziger Hauptbahnhof werden modernisiert
*Der Speisesaal der MITROPA - Gaststätte Berlin-Ostbahnhof wird rekonstruiert
1966 *In der Westhalle des Leipziger Hauptbahnhofes eröffnet eine Kaffeestube
1967 * Leipzig Hauptbahnhof erhält eine SB-Gaststätte *Im Bahnhof Berlin-Friedrichstraße
wird eine Intershop-
Großraum-Verkaufsstelle eröffnet
*Das erste MITROPA-Autobuffet wird in Betrieb genommen 1968 *Die Autobahnraststätte Schkeuditz wird
eröffnet
*Weitere SB-Gaststätten in den Bahnhöfen von Saalfeld, Stralsund, Bitterfeld, Rostock und Angermünde werden eingerichtet
*Bei der Raststätte Michendorf wird eine Automatenhalle in Betrieb genommen
*Drei Both-Hallen werden als Versorgungseinrichtungen eröffnet
*Der zentrale Produktionsbetrieb in Berlin-Altglienicke wird fertig gestellt
*Die Bahnhofsgaststätte Berlin-Friedrichstraße wird rekonstruiert
Die Kooperation zwischen der DSG und der MITROPA funktionierte in diesem Zeitabschnitt den Umständen entsprechend gut. Die DSG besaß zwar die Markenrechte am Namen und Zeichen MITROPA, überließ aber diese zur Nutzung der MITROPA. Die MITROPA nutzte das an einen Reichsadler erinnernde Zeichen aber abgewandelt: Der Adlerkopf über dem "M" entfiel, das vormals vierspeichige, in der Verbindung mit dem Adler an ein Hakenkreuz erinnernde Rad erhielt jetzt zwei weitere Speichen.
Auf dem Gebiet der Reisebetreuung im Verkehr zwischen der BRD und der DDR bestanden mehrere Vereinbarungen mit der DSG. Auch mit der CIWLT und den Staatsbahnen Schwedens, Finnlands, Norwegens und Dänemarks gab es Vereinbarungen zur Kooperation und Zusammenarbeit. Weitere mit der UdSSR, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, Österreich, Italien und der Schweiz.
Eine Herausforderung ist die Fortsetzung der Geschichte über die 70er und 80er Jahre, gibt es doch wenig erschöpfendes Material über diesen Zeitabschnitt. Wir werden weiter recherchieren!
Hier noch einige Bilder aus dem Vereinsarchiv aus den 70er und 80er Jahren
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands existierten die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn sowie deren Schienengastronomie-Tochtergesellschaften bis 1994 nebeneiander. 1994 wurden die beiden Bahnunternehmen zur Deutschen Bahn AG fusioniert und die MITROPA und die DSG zur MITROPA AG zusammengeschlossen.
Am 5 Juni 1996 wurde die Mitropa Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen Aktiengesellschaft, Berlin, Zweigniederlassung Basel (Schweiz) gegründet. Sie sollte den "Service in Tageszügen, im Schlafwagen- und Liegewagenverkehr, auf Fährschiffen, in stationären Servicebereichen der Personenbahnhöfe, in Hotels, in Raststätten an Auto- bahnen und Straßen sowie auf Flughäfen erbringen. Das Geschäft der Buffet Suisse SA (früher Minibuffet AG, zwischenzeitlich in Liquidation) wurde am 1. März 1997 übernommen. Am 21. August 1997 wurde die Mitropa Suisse SA Bern (ab 13. Januar 2003 als DB Reise&Touristik Suisse SA) gegründet. Sie übernahm die Leistungen der Zweigniederlassung, die am 9. Dezember 2005 gelöscht wurde. 2002 wurde diese Leistung von der Passaggio Rail AG, heute elevito AG und 100%-ige Tochter der SBB, wieder übernommen.
Zugegeben, das sind alles komplizierte und kaum zu überschauende Vorgänge, deren Sinn und Zielstellungeen nur von den beteiligten Finanzmangnaten erklärt werden könnten aber diese Fakten gehören nun einmal zur Geschichte der MITROPA!
Die neue MITROPA AG hatte vier Geschäftsbereiche: Service im Zug, Gastronomie und Handel an Bahnhöfen, Service an der Straße und Schiffscatering. Der Bereich Schiffscatering wurde 1999/2000 an
Scanlines abgegeben. Das Tagesgeschäft (hauptsächlich die Bewirtschaftung der Speisewagen) aus dem Bereich Service im Zug sowie die dazugehörige Logistik (Fahrzeugwartung, Lebensmittellager und
-belieferung) wurden 2002 in die damalige DB Reise & Touristik AG (seit November 2003 DB Fernverkehr AG) integriert. Als Tochterunternehmen wurde 1998 die DB Autozug GmbH gegründet. Es war
ein reines Managementunternehmen deren Aufgabe in der Organisation der Nacht- und Autoreisezug- Verkehre bestand. Die RBG Reisebetreungs GmbH (eine aus der DSG hervorgegangene Tochtergesellschaft)
bewirtschaftete bis 2001 die internationalen Urlaubsexpress und Autoreisezüge.
Das Nachtgeschäft (hauptsächlich die Bewirtschaftung von Schlaf- und Liegewagen im Regelverkehr sowie den Autoreisezügen) wurde 2001 durch die Mitarbeiter der neu gegründeten DB European Railservice
GmbH als Tochter der DB Autozug GmbH betreut. Damit entfiel unter der Leitung von Hartmut Mehdorn der traditionsreiche Name "MITROPA" für die Bordgastronomie der Züge der Deutschen Bahn.
Seither sind die Mitarbeiter in den Servicebereichen nicht mehr von den Schaffnern und Zugführern zu unterscheiden.
Am 2. April 2004 wurde die MITROPA AG mit den verbliebenen Geschäftsbereichen an die Compass Group Deutschland GmbH mit Sitz in Eschborn verkauft. Ende 2004 firmierte das Unternehmen MITROPA AG sich um in Mitropa GmbH.
2005 beschäftigte das Unternehmen bundesweit 1.950 Mitarbeiter im Bereich stationäre Gastronomie & Handel für Reisende an 46 Bahnhöfen sowie 34 Autobahnraststätten und Autohöfen. Im Jahr 2006 wurde die Mitropa GmbH aus dem Konzern herausgelöst und firmiert nun als SSP Deutschland GmbH.
Seit 2001 wird der Service in den Speisewagen der DB Fernverkehr durch eigene Mitarbeiter erbracht.
Mit dem Fahrplanwechsel 2017/2018 endete die Betreuung der Nacht - und Autoreisezüge der DB Autozug GmbH und somit auch ihrer Tochtergesellschaft der DB European Railservice GmbH. Ein großer Teil der Schlafwagen (72), der Liegewagen sowie weitere Servicewagen wurden an die Östereichische Bundesbahn verkauft. Ein großer Teil der Mitarbeiter ist in andere Geschäftsbereiche der DB gewechselt oder hat die DB verlassen.
Wir werden uns weiter mit dieser Thematik befassen, unsere Ausführungen ergänzen und die weitere Entwicklung dokumentieren!